Magische Worte

Wenn Fahrlehrer magische Worte aussprechen

Langersehnte, magische Worte, die ein ambitionierter Motorradführerschein-Anwärter bzw. die ich heute von meinem Fahrlehrer hören wollte, waren: … dann melde ich Dich mal zur Prüfung an. Doch bevor ich diese magischen Worte vernahm, mußten zumindest noch knapp 90 Minuten Fahrunterricht absolviert werden.

Ich fuhr etwas früher zur Fahrschule. Mir war zwar klar, dass mein Fahrlehrer pünktlich oder auch etwas später mit seinem Motorradführerschein-Anwärter ankommen würde, aber ich wollte nach dem gestrigen Ausfall des Unterrichts etwas früher vor Ort sein. Wie jeden Samstag bin ich neugierig, wer vor mir bzw. nach mir Fahrunterricht hat.  Der kurze Erfahrungs- und Meinungsaustausch mit anderen Motorradführerschein-Anwärtern gefällt mir immer sehr gut. Doch ich glaube, meinem Fahrlehrer ist es lieber, wenn zwischen seinen Motorradführerschein-Zöglingen kein Kontakt und Erfahrungsaustausch erfolgt.  Eigentlich ist es auch weniger wichtig, zumindest momentan. (Gedanklich vollzieht sich wieder dieses wohlig, breite Grinsen). Fokussieren wir uns lieber wieder auf langersehnte, magische Worte, die ich heute von meinem Fahrlehrer hören wollte. Welche können das wohl sein? Na? Wisst Ihr es schon?

Richtig geraten, die magischen Worte, die ich heute von meinem Fahrlehrer hören wollte waren keine anderen als: … dann melde ich Dich mal zur Prüfung an.  Mein Unterricht begann etwas später, er war in Klamotte, da er mit dem Motorradführerschein-Anwärter vor mir im Doppelpack unterwegs. Sie waren also noch auf dem Parkplatz am Volksparkstadion am Üben. Ich erinnerte mich an meine ersten Stunden. Hui, da hat der Neuzugang noch einige Unterrichtsstunden vor sich, dachte ich. Ich blieb während des Abschlussgespräches zwischen Fahrlehrer und Fahrschüler draußen, denn ich wollte die Privatsphäre zwischen beiden wahren. Innerlich war ich zwar ungeduldig und voller Entschlossenheit, es heute nicht zu verbocken, doch ich blieb ruhig.

Als er das Gespräch beendete, war ich schon fertig angezogen. Meine Jacke war zu, Helm auf, Fahrschul-Nierengurt umgebunden, Handschuhe an.  Kurze Abstimmung, nein, heute keine Quarkdose – Ich fahre vorweg, ließ er mich kurz wissen und schon standen wir auch draußen, saßen auf den Motorrädern und fuhren an.

Ruckzuck  waren schon 15 kostbare Minuten vergangen und wir fuhren jetzt erst aus der Seitenstraße, die zur Fahrschule führte, hinaus. Er legte ein zügiges Tempo vor und ich schloss auf. Von wegen langsam und übervorsichtig, ich kann auch schneller, dachte ich. Das Stop and Go an der Ampel gelang sogar mit Ein- und Ausschalten des Leerlauf-Ganges. Heute zeig‘ ich’s ihm, dass ich soweit bin, dass ich magische Worte hören werde. Beim Niederschreiben dieser Worte fallen mir die Worte meiner besten Freundin ein, die mich tröstete, als es einen Tag nicht so gut lief. Ja, ich war soweit und das konnte er auch deutlich sehen.

Als wir heute am Übungsgelände ankamen, begann ich gleich mit den Grundfahrübungen, Gefahrenbremsung, Stop and Go und Slalom. Meine Hüfte war zwar noch etwas träge, aber dennoch arbeitete ich die geforderten Übungen auf Anhieb gut ab. Dann setzte ich zum ersten Mal zum langsamen Slalom an. Ich betätigte nur die Kupplung, keine Hinterradbremse und schon gar keine Vorderradbremse. Die Geschwindigkeit von 5 km/h war perfekt erreicht und das Umfahren der Pylonen gelang auf Anhieb.  Im Anschluß setzte ich selbständig die Stop and Go-Übung um. Diese saß ebenso. Ich fuhr zum Ende der Straße, wendete über die linke Schulter und setzte zum langen Slalom bei 30 km/h an.

Gleichmäßiges Beschleunigen und Hochschalten in den dritten Gang, Konzentration und Hüft- wie auch Schenkeldruck abwechselnd rechts und links.  Perfekt!

So sollte es dann auch bleiben. Gepatzt habe ich weder in der zweiten noch in der dritten Runde. Der erste Patzer kam erst beim vierten Mal bei der Übung langsamer Slalom. Dieser brachte mich aber nicht aus der Ruhe.

Anschließend konzentrierten wir uns nur noch auf die Übung Ausweichen bei 50 km/h wahlweise mit oder ohne Einsatz des Abbremsens.  Hier besteht meinerseits noch etwas Bedarf, aber im Großen und Ganzen fühlte ich mich heute einfach nur großartig. Ich war entschlossen, die magischen Worte meines Fahrlehrers zu hören.

Wir fuhren zum Abschluss des Unterrichts noch einmal durch die 30 km/h Zone, bei der ich letzte Woche patzte. Diesmal sah ich das Schild mit der Geschwindigkeitsbegrenzung, schaute nicht vorsichtig beim Passieren der Privatwege, die mit Bordsteinabsenkung in die 30 km/h Zone endeten hinein, sondern konzentrierte mich auf ein zügiges und gleichmäßiges Ausfahren der Richtgeschwindigkeiten bis wir wieder in der Fahrschule ankamen.

Wir nahmen die Helme ab, legten die Motorradjacken ab und besprachen die Zeiten für die nächsten Unterrichtsstunden. Und dann kamen er, der lang ersehnte Satz, diese magischen Worte, die ich seit mindestens drei Wochen hören will:  …. dann melde ich Dich mal zur Prüfung an.  Richte Dich darauf ein, dass Du in der KW 38 Prüfung haben wirst. Das ist vom 16. bis 23.September 2013.  Noch zwei lange Wochen, dachte ich, aber zumindest kenne ich jetzt den Zeitpunkt, zu dem es mir gelingen sollte, meinen zukünftigen Motorradführerschein in den Händen zu halten.